17.10.09

Fiaskotour

Die Fototour ging richtig gut los. Strahlend blauer Himmel, kaum eine Wolke zu sehen und nur leichter Wind. Ich bin so gut es ging an der Küste entlang in Richtung Süden gefahren. Hab in Calla Rossa einen Kaffee bei meinen Arbeitskollegen getrunken und bin anschließend wieder zurück gefahren. Man muss es ja am ersten Tag nicht übertreiben dachte ich mir. Kurz vor Ulmuccio geht es dann nochmal recht steil den Berg hinauf und dann noch steiler wieder runter. Ich muss sagen dass ich mich da etwas hinreißen ließ die Bremse erst einmal noch nicht so schnell zu ziehen. Jedenfalls kam dann eine sehr scharfe Rechtskurve. Ich bremste merkte aber gleich dass das Hinterrad komplett blockierte auf dem ziemlich, alten glatten Asphalt. Ich wusste irgendwie sofort dass ich diese Kurve nicht kriegen würde und fuhr geradeaus auf eine Hauseinfahrt zu auf welcher ich hoffte zum stehen zu kommen. Mir war das Risiko klar in welches ich mich mit überfahren des Mittelstreifens begab jedoch dachte ich dass es recht gering sei da die Strasse in eine, ausserhalb der Saison fast leer stehende, Residenz führte und da vielleicht alle 5 bis 10 Minuten ein Auto entlang kommt. Dieses eine Auto kam in genau diesem Moment. Als ich schon mit dem Vorderrad auf der Gegenfahrbahn war sah ich den Jeep der um die Ecke schoss. Mein Gehirn schaltete sofort das es unausweichlich sei und berechnete meine Reaktion mit dem geringsten Schaden als Konsequenz. Ich ließ sogleich die Bremsen los, trat in die Pedale und steuerte leicht links um vor dem Jeep noch vorbei zu kommen. Dieser erfasste mich dann genau am Hinterrad, ganz knapp hinter meinem Fuß und riss das Fahrrad unter mir weg. Den Rest des Weges flog ich dann in richtung Hauseinfahrt. An der Seite dieser Einfahrt begann eine Mauer auf die erst das Fahrrad, mit den Rädern nach oben und anschließend ich aufschlug. Den ersten Bodenkontakt hatte ich wohl schon einen guten Meter davor was mir den halben linken Unterarm aufschürfte, Schürfungen am linken Knie, Becken und Schulter sowie einige Schrammen an den Schienbeinen bescherte. Die Prellungen an den gleichen Körperregionen sind mittlerweile sehr schmerzhaft was ich aber im ersten Schreckmoment nicht spürte. Mindestens eine starke Rippenprellung sollte noch Erwähnung finden, könnte auch gebrochen sein. Ich hatte irgendwie noch Glück dass ich eine recht schwere Fotoausrüstung auf dem Rücken trug denn diese drehte mich durch ihr Gewicht während des Fluges sodass ein "Bauch-Gesicht-Asphalt-Aufprall" abgewendet war. Ich schlug also mit der linken Körperseite auf und kurz darauf mit dem Rücken auf das Fahrrad. Die Ausrüstung war gut eingewickelt in Textilien sodass sie keinen Kratzer abbekam und noch als Polster zwischen mir und dem Fahrrad fungierte.

Ich habe Schlimmes erwartet. Aber als ich dann zum Stillstand kam war mein erster Gedanke etwa so: "Das wars schon? Du hattest gerade nen Fahrradunfall im Gegenverkehr?? Kein Schlag auf den Kopf, keine Bewusstlosigkeit, kannst aufstehen und hast nur Schrammen und Prellungen". Denkt nicht dass ich enttäuscht war. Aber ich hatte wesentlich Schlimmeres erwartet.

 
Das Fahrrad ist Totalschrott. Meine linke Körperhälfte ist sehr in Mitleidenschaft gezogen was ich wohl mehrere Wochen spüren werde. Aber meine sehr teure Fotoausrüstung, meine Studiokopfhörer, mein Ipod und das Handy haben keine Kratzer. Das ist Ironie! Die Kopfhörer sind erst mal sehr weit weggeflogen, kamen dann aber dank des geringelten Kabels zurück und landenten auf meinen Beinen. Sie hatten keinen Kontakt mit dem Asphalt.

Nun ja jetzt humpel ich durch mein Zimmer, angetrieben von einer erfürchtigen Unruhe und kann es nicht glauben dass ich schon wieder so davon gekommen bin. Ausgeradelt hat es sich, bevor es überhaupt angefangen hat, sehr sehr schade.